Bewegung macht Spass

Bewegung macht Spass

Köln (as). Während ihre Altersgenossen in der Kita oder in der Schule beim Thema Sport „Hurra“ schreien, sehen manche Kinder mit Übergewicht den Sportstunden eher mit Grauen entgegen. Laut Experten hat die Anzahl der Kinder mit Übergewicht und Adipositas in den letzten Jahren stetig zugenommen. Darum brachten der Verein Reha-Kids-Köln e.V. und die Sportjugend Köln e.V. mit der Unterstützung von vier Sportvereinen das Modellprojekt „Starke Familien in Bewegung“ auf den Weg. Das Bewegungsangebot richtet sich an Familien mit übergewichtigen, adipösen und von Bewegungsmangel betroffene Kinder im Alter von 3 bis 8 Jahren. Kinder und Eltern sollen gemeinsam ohne Leistungsdruck mit speziell zugeschnittenen Sportangeboten die Freude an der Bewegung erleben und so vielleicht den Einstieg in ihren Lieblingssport finden. „Adipositas ist durch Corona zum doppelten Problem geworden. Übergewicht ist die Stufe unter Adipositas. Wer diese Stufen überschreitet, nimmt das auch mit ins Erwachsenenalter. Darum ist es so wichtig, in jungen Jahren Einfluss zu nehmen. Die Adipositas führt dazu, dass wir in der Kinderklinik in der Ambulanz für Adipositas schon Jugendliche mit Diabetes Typ 2, Gelenkprobleme, Beinfehlstellungen, Leberverfettung und Bluthochdruck haben“, warnt Prof. Dr. Eckhard Schönau, der ärztliche Leiter von UniReha.

Zusammen mit seinen Kollegen des Zentrums für Prävention und Rehabilitation der Uniklinik hat er am Projektprogramm mitgearbeitet. „Was uns bisher fehlte, waren Vereine, die wir den Eltern nennen können und die einmal in der Woche ein Sportangebot bieten. Dabei soll es nicht darum gehen, wer am höchsten springen oder am schnellsten laufen kann, vielmehr wollen wir den Eltern etwas an die Hand geben, das zeigt, wie man seinem Kind Bewegungsfreude vermitteln kann“, erläutert Schönau.

Antoinette Scheicht, Diplomsportlehrerin und 1. Vorsitzende der Weidener Sportfreunde e.V., kennt das Dilemma der Familien: „Eine der größten Hürden für die Kinder und deren Eltern, die häufig ebenfalls übergewichtig sind, ist es, die Familien zu motivieren, weiter zu machen, nachdem sie den Weg in die Sporthalle gefunden haben. Deshalb startet das Konzept der Weidener Sportfreunde mit simplen Bewegungsaufgaben für Kinder und Eltern in einer Bewegungslandschaft aus unterschiedlichen Geräten wie etwa Barren, Seilen und Matten. Die jeweiligen Übungsleiter zeigen einfache Bewegungsaufgaben. Prämisse ist dabei, das schnelle Erfolgserlebnis. So soll die Lust aufs Weitermachen geweckt werden. „Unser Ziel ist es, dass Kinder und Eltern merken, dass ihnen die Bewegung Spaß macht und sie sich danach wohler fühlen. Wichtig ist für die Übungsleiter auch ein ständiger Austausch mit den Eltern, um ein Feedback zu bekommen“, wünscht sich Scheicht. Wie bedeutend Erfolgserlebnisse für die Kinder sind, sieht Verena Hammes von der UniReha der Uniklinik Köln täglich. Sie arbeitet schon länger mit übergewichtigen Kindern und Jugendlichen im Alter von 8 bis 17 Jahren und vermittelt zwischen Vereinen und betroffenen Familien. „Häufig verlieren die Jugendlichen die Lust am Vereinssport, wenn sie feststellen, die Anforderungen sind zu hoch“, so Hammes.

Das Modellprojekt „Starke Familien in Bewegung“ startet im Januar. Es ist zunächst auf ein Jahr ausgerichtet und findet jeweils Samstags vormittags oder nachmittags statt. Die Angebote sind kostenfrei und ohne Mitgliedschaft nutzbar. Weitere beteiligte Sportvereine sind der MTV Mülheim, der TuS Rondorf und der TV Dellbrück. Die Kosten des Projekts und für die Übungsleiter trägt der Verein Reha-Kids e.V. Informationsbroschüren gibt es in Kitas, Schulen und Kinderarztpraxen.

Erschienen am 27. Januar 2022 im Rheinischen Anzeigenblatt
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